Mittwoch, 18. Dezember 2013

Diagnose: Borderline

Was ich diese Woche gelernt habe: Man sollte sich nur vorsichtig nach einer Diagnose, sei es von einem Arzt oder Therapeuten, alleine im world wide web auf die Suche nach Informationen machen.

Um diese Erkenntnis mal bildich zu untermauern: Ich bestelle gerne und häufig Dinge im Internet. Schreibe ich dazu auch Rezensionen? Nein- das ist ja ein Zeitfresser. Aber wehe, das Produkt ist Mangelware oder kam zu spät oder erweckt meine Missgunst anderweitig- ja DANN kann auch ich zur Rezensentin werden, mit vorwurfsvollem Anschlag auf die Tastatur.

Was hat das alles bloß mit dem Titel zu tun?

Diagnose Borderline. Suche das kleine, doch recht poetisch anmutende Wort via google (wenn nicht schon getan) und siehe da- Dein Leben fliegt Dir um die Ohren.

Du hast die Diagnose bekommen? Dann wirst Du nach dem lesen vielleicht, so wie ich, darüber nachdenken Dich auf eine einsame Insel zurückzuziehen, um niemandem zu schaden. Dein Partner/Deine Partnerin ist Borderliner/in? Dann wirst Du nach dem lesen all dessen, was sich im Netz so findet vermutlich die Flucht planen, einen Therapieplatz suchen oder so entsetzt sein, dass Du völlig überfordert bist.

Und jetzt rate ich zum durchatmen.

Denkt zurück ans online-shopping....

Für mich war die Diagnose, nebst eifriger Recherche, das so ziemlich grausamste, was mir bisher passiert ist. Und hey, dass ist für jemanden mit Borderline, sprich, mit einschlägiger traumatischer Vorgeschichte echt eine Aussage ;-)

Aber ha! Wer schreibt denn im www, wer liest mit und wer berichtet? Enttäuschte Einkäufer und im Falle Borderline- enttäuschte Partner/innen, überforderte Therapeuten/innen, verzwifelte Borderliner & Co.

Wer glücklich mit einer schillernden Borderline-Persönlichkeit ist, sich damit gut arrangiert hat, sich gerne in einer Spezialpraxis mit "Bordies" umgibt, hat einfach besseres zu tun, oder nicht so ein starkes Sendungsbedürfnis, wie diejenigen, die es wirklich schwer erwischt hat.

Was meine ich damit? Nun, ich bin keine cholerische, hardcore-manipulative, sich ritzende , fremdgehende, masochistische Frau. Eigentlich bin ich eine ganz liebe.

Eine ganz liebe Borderlinerin.

Die auch von ihrer Therapeutin sehr gemocht, von ihrem Partner sehr geliebt und ihren Freunden und Freundinnen geschätzt wird.

Aber niemad von ihnen käme auf die Idee in Foren Texte darüber zu verfassen, wie toll es mit einer Borderlinerin sein kann ;-)

Und genau deswegen schreibe ich jetzt diesen Blog- weil ich es SATT habe in schwachen Momenten im Netz zu lesen, dass ich: Eine Gefahr bin. Keine Kinder bekommen sollte. In der Klinik-Hierarchie die Letzte wäre (mal davon abgesehen, dass ich noch in keiner solchen Einrichtung war und auch nicht hin muss).

Und nein, ich werde Borderline hier nicht schön reden und uns Borderliner als besonders exotische Partner/innen verkaufen. Ich leide. Ich verurteile mich. Aber- ich mache das beste draus. Und hey- ich kenne "gesunde" Menschen, die weiß der Himmel mehr Potential haben Sch**** zu bauen als ich.

Aber ich möchte Mut machen- es gibt nämlich durchaus auch Vorteile, denn eines ist gewiss- wir leben intensiv und mit uns wird es nicht langweilig.

Stepstones

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Suppendrache - 18. Dez, 08:51

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